Leitbild der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein

1. Wer wir sind

2. Was wir tun

3. Was wir wollen - unsere Ziele und Prämissen

4. Welche Ressourcen wir nutzen

5. Unser Haus

6. Gelungenes Lernen

1. Wer wir sind

  • Die Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein e.V. ist eine Bildungsstätte der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken. Als Haus der außerschulischen Bildung haben wir ein eigenes Profil. Unsere Bildungsarbeit ist aus den pädagogischen Erfahrungen der Falkenbewegung gewachsen. Kurt Löwenstein engagierte sich als Neuköllner Stadtschulrat und Vorsitzender der „Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde“ in der Weimarer Republik für Kinderrechte und eine grundlegende Schulreform.
  • Unsere Angebote der außerschulischen politischen Bildung richten sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, vor allem aus Berlin und Brandenburg und aus ganz Europa und Nahost. Wir veranstalten Fortbildungen für Multiplikator_innen der Jugend(bildungs)arbeit und für Jugendverbandsaktive. Als Ort der Begegnung ermöglichen wir Einblicke in andere Lebenswelten und das Erleben von Vielfalt und Entdecken von Gemeinsamkeiten.
  • Wir wollen mit unseren Angeboten Menschen erreichen, die sonst auf Grund von gesellschaftlichen Verhältnissen von Bildung und so auch von der außerschulischen Bildung ausgegrenzt sind. Daneben wollen wir engagierte Jugendliche wie z.B. Aktive in Jugendverbänden, Schüler_innenvertreter_innen, Auszubildendenvertreter_innen, Klubräte etc. in ihrer Arbeit und in ihrem Engagement unterstützen.

2. Was wir tun

  • Wir führen Wochenseminare mit Schüler_innen und Auszubildenden durch. Wir veranstalten multilaterale Seminare für Aktive aus Jugendverbänden und Nichtregierungsorganisationen. Wir organisieren bilaterale Begegnungsseminare mit Schüler_innen und Auszubildenden. Wir führen Großveranstaltungen und Seminare in Kooperation mit der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken durch. Wir bieten Fortbildungen und weitere Seminare der außerschulischen politischen Bildung an.

3. Was wir wollen - unsere Ziele und Prämissen

  • Wir verstehen unsere Bildungsarbeit als Teil der Auseinandersetzung für eine Welt, in der Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit herrschen, die ohne Ausbeutung von Menschen durch Menschen funktioniert und in der Herrschaft und Hierarchien abgebaut sind. Das Miteinander ist von umfassender Selbstbestimmung, Anerkennung von Differenz und Vielfalt, Respekt, Solidarität und Demokratie als Lebensform bestimmt. Bildung als Grundlage für Mündigkeit und Emanzipation ist eine wichtige Voraussetzung, um die Welt in diesem Sinne zu verändern.
  • Wir wollen die Teilnehmenden zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Widersprüchen anregen und befähigen. Dabei soll gesellschaftliche Herrschaft kenntlich und somit durchschaubar gemacht werden.
  • Die Teilnehmenden selbst – ihre Erfahrungen, Interessen, Wünsche und Zukunftsvorstellungen - sind Ausgangspunkt der Bildungsprozesse. Wir unterstützen junge Menschen, ein selbst bestimmtes Leben zu führen und Gesellschaft demokratisch zu gestalten. Gegenwelt wird durch andere Lernformen erfahrbar. Wir fördern demokratische Einstellungen, Verhaltensweisen und Strukturen, die Bereitschaft zum gesellschaftspolitischen Engagement ebenso wie Empathie, Analyse- und Kritikfähigkeit.

4. Welche Ressourcen wir nutzen

  • Der Erfolg unserer Arbeit beruht auf den vielfältigen Fachkompetenzen, der Erfahrung, dem Engagement, der Flexibilität und dem Zusammenwirken unserer Mitarbeiter_innen in allen Bereichen der Einrichtung.
  • Alle Bildungsangebote werden von hauptberuflichen Bildungsreferent_innen organisiert und gemeinsam mit einem festen Team von Honorarmitarbeiter_innen durchgeführt. Die internationalen Projekte werden von einem Team aus verschiedenen Ländern realisiert. Wir setzen auf große Methodenvielfalt bei der Umsetzung der Projekte, um den verschiedenen Adressat_innen unserer Arbeit ein adäquates und interessantes Angebot machen zu können.
  • Seit Jahren arbeiten wir sehr erfolgreich mit einem großen Kreis von Kooperationspartner_innen wie Schulen und Ausbildungsträgern aus Berlin und Brandenburg, verschiedenen Jugendprojekten und Verbänden und internationalen Partner_innen zusammen. Unterstützung erfahren wir in zahlreichen Netzwerken, denen wir angehören. Als Bundesbildungsstätte der Sozialistischen Jugend Deutschlands – die Falken können wir auf die Erfahrungen und Kompetenzen der internationalen Falken-Bewegung bauen.
  • Wir erhalten von zahlreichen öffentlichen und nicht-öffentlichen Stellen finanzielle Zuwendungen für unsere Bildungsarbeit. Eine besondere Bedeutung hat dabei die Grundfinanzierung durch die Länder Berlin und Brandenburg.

5. Unser Haus

  • Wir verfügen über ein Tagungshaus mit rund 120 Betten in einem denkmalgeschützten Gebäude mit bewegter Geschichte, zudem über ein großes Freigelände und eine umfangreiche technische Ausstattung. Dies alles steht auch Gastgruppen für ihre Bildungsveranstaltungen zur Verfügung.
  • Wir liegen im Umland von Berlin, sind mit ÖPNV zu erreichen und bieten ein vielfältig nutzbares Haus im Grünen ebenso wie eine schnelle Anbindung an die Metropole.

6. Gelungenes Lernen

Lernen setzt an den Ressourcen der Teilnehmenden an. Lernen ist ein aktiver Prozess, der vom Individuum selbst bestimmt gestaltet wird. Lernen ist die Auseinandersetzung mit der Umwelt und die Verarbeitung von Erfahrungen und beinhaltet die Aneignung von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie die Weiterentwicklung von Haltungen und Verhaltensweisen. Lernen ist somit Persönlichkeitsentwicklung.

Gelungenes Lernen setzt an den Erfahrungen der Teilnehmenden an und orientiert sich an ihren Möglichkeiten und Wünschen. Die Teilnehmenden entdecken und erkennen eigene Interessen, lernen sie zu formulieren, sie öffentlich zu vertreten und Interessenskonflikte auszuhandeln. Der Lernprozess gelingt, wenn neue Fähigkeiten und Fertigkeiten, mehr Wissen und erweiterte Handlungsspielräume im persönlichen und gesellschaftlichen Miteinander erfahrbar werden. Er befähigt die Lernenden, gesellschaftliche Strukturen zu analysieren und für ihr eigenes Leben Verantwortung zu übernehmen, auch über gesellschaftliche Bedingtheit hinaus. Gelungenes Lernen bedeutet für uns somit auch die Entwicklung von Widerstands- und Kritikfähigkeit.

Damit Lernen gelingen kann, bedarf es bestimmter Voraussetzungen und didaktischer Prinzipien, die wir in unseren Seminaren umsetzen:

  • Die prinzipielle Chance auf Offenheit der Teilnehmenden für den Lernprozess.
  • Ein intensives Zusammenarbeiten in Kleingruppen, das soziale und kreative Prozesse in Gang setzt, die für die persönliche und konstruktive Auseinandersetzung zentral sind.
  • Das Empowerment der Teilnehmenden im Sinne der Peer-Education, damit Einsichten und Kenntnisse an andere junge Menschen weiter gegeben werden können und sie selbst als Multiplikator_innen tätig werden.
  • Die Anerkennung aller Teilnehmenden in ihrer Individualität, ihrer Würde und Unterschiedlichkeit. Der Abbau aller Barrieren, um die volle, gleiche und wirksame Teilhabe aller zu gewährleisten wird von uns angestrebt. Strukturen, Haltungen und Verhaltensweisen, die zu Diskriminierung und Ausgrenzung führen, werden thematisiert und eine Haltung des Respekts und der Achtung eingefordert. Dies entspricht unserem Anspruch, alle gesellschaftlichen Bereiche so zu verändern, dass Inklusion erreicht wird.
  • Das Verständnis von Behinderung als gesellschaftliche Konstruktion entsteht aus der Wechselwirkung zwischen Menschen mit Beeinträchtigungen und einstellungs- und umweltbedingten Barrieren, die die volle und wirksame Teilhabe verhindern. Es geht uns dabei um „die Achtung der Unterschiedlichkeit und die Akzeptanz aller Menschen als Teil der menschlichen Vielfalt“. Wir unterstützen den Auftrag, „das Bewusstsein für Menschen mit Behinderung zu schärfen und die Achtung ihrer Reche und ihrer Würde zu fördern“. (§8, UN-Behindertenrechtskonvention)
  • Einen geschlechtsbewussten Ansatz, der methodisch unterschiedliche Zugänge ermöglicht, der die verschiedenen Sozialisationserfahrungen von allen Geschlechtern in der Gesellschaft zum Ausdruck bringt und die Bedeutung von Geschlechtlichkeit in der Entwicklung von Handlungsstrategien berücksichtigt.
  • Ein produkt- und prozessorientiertes, methodisch vielfältiges Arbeiten, das zusätzliche Reflexionsebenen schafft, das Selbstbewusstsein der Teilnehmenden stärkt und Lernen als grundsätzlich dynamisch und vielfältig gestaltbar begreift.
  • Der Einbezug von Medien in die Bildungsarbeit, um durch Medienanalyse und –kritik sowie die kreative Gestaltung Medienkompetenz zeitgemäß zu vermitteln und zu fördern.
  • Eine Beteiligung und Mitbestimmung der Teilnehmenden an der Gestaltung der Lernprozesse, um so Demokratie als Lebensform erfahrbar zu machen.
  • Ein dialogisches Lernen zwischen Teilnehmenden und Lehrenden, das die konkrete Person sichtbar werden lässt.

Leitbild der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein e.V. in der Fassung vom 22. Juni 2014